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Depressive Episoden

Es handelt sich um eine mindestens 2 Wochen andauernde Störung mit gedrückter Stimmung, Verlust von Freude und Interesse und erhöhter Ermüdbarkeit. Die Symptomatik ist vielfältig, z.T. altersabhängig und wenig situationsgebunden. Somatische und/oder psychotische Symptome können zusätzlich vorhanden sein. Nach der ICD-10 wird für die Symptomatik einer depressiven Episode eine Dauer von mindestens 2 Wochen gefordert. Kürzere Zeiträume können berücksichtigt werden, wenn die Symptome ungewöhnlich schwer oder schnell auftreten.

Die Leitsymptome drücken sich in emotionalen und vegetativ-körperlichen Störungen aus, wobei die ersten drei für die Diagnosestellung immer vorhanden sein müssen:

  • Gedrückte Stimmung ohne deutliche Abhängigkeit von bestimmten Lebensumständen
  • Verlust von Interesse oder Freude
  • Erhöhte Ermüdbarkeit
  • Verlust von Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl
  • Unbegründete Selbstvorwürfe
  • Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid oder suizidales Verhalten
  • Änderung der psychomotorischen Aktivität (Agitiertheit oder Hemmung), verminderter Antrieb
  • Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden
  • Schlafstörungen (typisch sind Ein- und Durchschlafstörungen sowie Früherwachen)
  • Störungen des Appetits
  • Vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen.

Zu beachten sind entwicklungs- und altersabhängige Symptome bzw. die Veränderungen, die sich im Vergleich zur an Erwachsenen erhobenen Leitsymptomatik ergeben.

Die aus dem Erwachsenenalter bekannte Schweregradeinteilung ist vor allem nach der Pubertät auch im Jugendalter weitgehend gültig. Für das Kindesalter gibt es noch keine einheitliche Schweregradeinteilung; sie erfolgt v.a. nach dem klinischen Bild der Beeinträchtigung. Aufgrund des heterogenen Erscheinungsbildes sind im Einzelfall die Ausprägungen der Symptomatik abzuwägen.

Im Jugendalter gelingt meist eine Annäherung an die ICD-10-Einteilung der Erwachsenen:
Die depressiven Episoden werden jeweils in leicht, mittelgradig und schwer unterteilt.
Bei der leichtgradigen Störung kann der Betreffende unter Schwierigkeiten seine normalen schulischen und sozialen Aktivitäten fortsetzen, eine mittelgradige Störung führt zu erheblichen Schwierigkeiten bei sozialen, häuslichen und schulischen Aufgaben. Eine schwere episodische oder rezidivierende depressive Störung führt zu einer sehr begrenzten Fortführung oder zu dem völligen Erliegen der allgemeinen Aktivitäten.

Veränderung der Symptome im Entwicklungsverlauf

Im Kleinkindalter (1-3 Jahre)

  • wirkt traurig
  • ausdrucksarmes Gesicht
  • erhöhte Irritabilität
  • gestörtes Essverhalten
  • Schlafstörungen
  • selbststimulierendes Verhalten: Jactatio capitis, exzessives Daumenlutschen
  • genitale Manipulationen
  • auffälliges Spielverhalten: reduzierteKreativität und Ausdauer
  • Spielunlust
  • mangelnde Phantasie

 

Im Vorschulalter (3-6 Jahre)

  • trauriger Gesichtsausdruck
  • verminderte Gestik und Mimik
  • leicht irritierbar und äußerst stimmungslabil
  • mangelnde Fähigkeit, sich zu freuen
  • introvertiertes Verhalten, aber auch aggressives Verhalten
  • vermindertes Interesse an motorischen Aktivitäten
  • Eßstörungen bis zu Gewichtsverlust/-zunahme
  • Schlafstörungen: Alpträume, Ein- und Durchschlafstörungen

 

Bei Schulkindern

  • verbale Berichte über Traurigkeit
  • suizidale Gedanken
  • Befürchtungen, dass Eltern nicht genügend Beachtung schenken
  • Schulleistungsstörungen

 

Im Pubertäts- und Jugendalter

  • vermindertes Selbstvertrauen
  • Apathie, Angst, Konzentrationsmangel
  • Leistungsstörungen
  • zirkadiane Schwankungen des Befindens
  • psychosomatische Störungen
  • Kriterien der depressiven Episode
  • psychische und somatische Symptome zu früherem Zeitpunkt vorhanden