Musiktherapie
Musiktherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie stellt sich in einer breiten Spanne von heilpädagogischen bis hin zu psychotherapeutisch orientierten Verfahren dar. Sie wird sowohl einzel- als auch gruppentherapeutisch im voll- und teilstationären Bereich, sowie als ambulante Therapie angeboten.
Die Altersspanne der Kinder und Jugendlichen liegt zwischen 4-18 Jahren. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern insbesondere auch ihre Familien und Bezugspersonen, sowie auch das Jugendamt oder die Schule beschreiben unterschiedliche Problematiken, Störungen und Bedürfnisse der Klienten. Dementsprechend gibt es auch für die Musiktherapie breite Indikations- und Auftragsfelder.
An den jeweils zu Grunde liegenden Therapiezielen wird mithilfe freier oder strukturierter Improvisationen und/oder mithilfe von Musikrezeptionen oder Musikprojekten gearbeitet
Mögliche Therapieziele:
- Entwicklung und Identität fördern
- Handlungs- und Kommunikationsspielräume erweitern
- das Selbstbild und die Selbstwahrnehmung verbessern
- Ausdrucksmöglichkeiten jenseits der gesprochenen Sprache integrieren
Die Arbeit mit Kindern erfordert von der Musiktherapeutin ein hohes Maß an Flexibilität. Oft fern von jeglicher Krankheitseinsicht, drücken Kinder ihr Erleben selten in Worten, vielmehr im Handeln, im Spiel aus. Mit den Musikinstrumenten wird z.B. nicht nur und nicht immer musiziert, sondern z.B. eine Festung gebaut, oder gar Verstecken gespielt. Das Vorhandensein anderer Medien wie z.B. Malstifte, Papier und Handpuppen kann hilfreich sein.
In der Therapie mit Jugendlichen ermöglicht Musik viele Anknüpfungspunkte, da sie oft ein wesentlicher Bestandteil ihres Alltags ist. In ihren unterschiedlichen Stilrichtungen ist Musik für Jugendliche Ausdruck von Lebensgefühl, von Identität und Abgrenzung. Aber auch die freie Improvisation bietet einen unterstützenden Spielraum für die Aufgaben der Pubertät, wie z.B. Selbstfindung und Ablösung.
Kinder und Jugendliche sind als Teil eines familiären oder familienähnlichen Systems nicht ohne dieses zu verstehen und zu behandeln. Das Einbeziehen der Bezugspersonen - nicht nur in der Auftragsklärung, sondern auch direkt oder indirekt in der Therapie - ist oft unverzichtbar. Das (auch virtuelle) Hinzunehmen der Familienmitglieder in das improvisatorischen Geschehen spiegelt z.B. das familiäre Beziehungsgefüge wieder: Die verbale Kommunikation in der Familie wird oft leidvoll erlebt. Auf der musikalischen Ebene kann Kontakt und Kommunikation positiv erlebt werden. Veränderungen und Lösungen können spielerisch erprobt werden.
Musiktherapeutische Methoden und Techniken
1. Rezeptive MT
- Einfache Klangintervention
- Freie rezeptive Intervention
- Musikalisches Wunschkonzert bzw. Biographiearbeit
- Musikalisches "Fürspiel"
- Themenzentrierte rezeptive Intervention
- Sonderformen
2. Aktive MT
- Musikzentrierte Improvisation
- Themenzentrierte Improvisation
- Freie Improvisation
- Musikalisches Rollenspiel
- Therapeutisches Songwriting
Techniken aktive MT
- Stützende Techniken
- Empathische Techniken
- Konfrontierende Techniken
- Dialogisierende Techniken
3. Funktionale MT
- Musikalisches Training
- Übungen mit Musik
- Rhytmisch-akustische Simulation (RAS)
- Sprachtraining mit Musik
- Melodic Intonation Therapy (MIT)
- Musical Speech Stimulation
4. Kombinationen
- Musik und Malen bzw. Kreatives Schreiben
- Musik und Tanz/Bewegung
- Musik und Theater/Drama